Bernburger werden mit TIC Weltmarktführer

Die Software TIC (Traffic Information Centre) hilft auf der ganzen Welt den Straßenverkehr zu steuern. Die Polizei in sämtlichen deutschen Bundesländern nutzt TIC. Rundfunkanstalten weltweit arbeiten mit dieser Software aus Sachsen-Anhalt. Kommerzielle Verkehrsdaten-Anbieter, Straßenbaubehörden, Verkehrsministerien rund um den Erdball nutzen TIC ebenso wie Automobilhersteller und Produzenten von Navigationsgeräten. Sie alle sind Kunden der GEWI Europe GmbH & Co. KG in Bernburg (Salzlandkreis). Im September wird GEWI 20 Jahre alt. Ihr Kernprodukt TIC wird 15.

Gründer und Namensgeber von GEWI, Hagen Geppert und Karl Will, werden das mit Mitarbeitern und Kunden feiern. Die leben auf der ganzen Welt. Denn GEWI besteht heute aus drei Gesellschaften, der GEWI Europa in Deutschland, der GEWI Nordamerika in Texas und der GEWI Asia Pacific in Singapur. Außerdem verfügt das Unternehmen auch über Büros in Großbritannien. Hauptsitz ist Bernburg.

An solche Dimensionen war vor 20 Jahren nicht zu denken. Geppert und Will arbeiteten damals im Fernsehgerätewerk Staßfurt. Dessen Zukunft war nach dem Mauerfall ungewiss. So beschlossen der Fernsehmechaniker Geppert und der BMSR-Techniker Will, sich auf eigene Füße zu stellen. Sie gründeten GEWI, entwickelten in der eigenen Wohnung, ohne Büro, ohne Mitarbeiter zunächst weiter neue Fernsehkomponenten.

Aus dem Fernsehgerätewerk hatten sie auch einen Auftrag mitbekommen, der sie in eine Forschungsgruppe des Bundes führte. Gemeinsam mit dem Westdeutschen Rundfunk WDR, mit dem Gerätehersteller Bosch und der Polizei arbeiteten sie an Möglichkeiten zur Verbesserung von Verkehrsinformationen für Autofahrer. „Dadurch bekamen wir Einblicke in den Markt der Verarbeitung von Verkehrsinformationen“, erinnert sich Geppert. Daraus entstand 1996 die Idee, eine Software für das Sammeln, Aufzeichnen, Bearbeiten und Verteilen von aktuellen Verkehrsinformationen zu entwickeln. Geppert und Will sprechen von „Echtzeitverkehrsinformationen“, die durch die Kombination untereinander auch zu neuen Informationen führen können. Transportiert werden sie über zahlreiche Kanäle wie Internet, Mobiltelefone, Digitalfernsehen, Navigationsgeräte oder PDA´s (Persönliche digitale Assistenten). Erster Kunde dieser Technologie sei die Rundfunkstation „Antenne Thüringen“ gewesen, erinnern sich Geppert und Will. Heute arbeiten nicht nur sämtliche Hörfunk-Sender des Mitteldeutschen Rundfunks MDR mit TIC sondern auch Rundfunkstationen in Österreich, der Schweiz und weitere in der Europäischen Rundfunkunion vertretenen Sender.

An Beispiel eines Unfalls erläutert Geppert den Weg von Verkehrsinformationen mit Hilfe von TIC: Polizisten, die zu einem Unfall gerufen werden, geben die Informationen manuell ein und schicken sie an ihre Landesmeldestelle. Die gibt die Informationen in codierter Form in das TIC System ein. Automatisch wird diese Meldung an Abnehmer, zum Beispiel an angeschlossene Rundfunkanstalten, weiter gegeben. Dort erscheint die Nachricht innerhalb weniger Momente auf dem Bildschirm. Zugleich hilft die Software, die Informationen so zu verarbeiten, dass diese sich nahtlos zum Beispiel in das jeweilige Format des Programms und seinen journalistischen Stil einfügen. Fertig verarbeitet erscheint die Unfallmeldung auf dem Bildschirm, von dem sie der Moderator ablesen kann. Wie auf dem Bildschirm im Rundfunkstudio könne die Meldung auch in Navigationssystemen, auf Smartphones oder bei kommerziellen Online-Diensten landen, beschreibt Will die Funktionsweise von TIC.

Der Durchbruch auf dem Markt gelang damit 2001. Da habe die Polizei in Bayern begonnen TIC zu nutzen. Der Erfolg sei so überzeugend gewesen, dass danach alle Länder damit arbeiten wollten, berichtet Geppert. Seit 2005 sind die Polizeidirektionen aller 16 Bundesländer Kunden von GEWI. Im Jahr 2004 habe sich dann durch die Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Hersteller von Kartenmaterial für Navigationsgeräte, NAVTEQ, der nordamerikanische Markt geöffnet. Heute gilt GEWI in der Fachwelt als Weltmarktführer für Lösungen, die Autofahrern aktuelle Verkehrsinformationen direkt ins Auto transportieren. „Das Sammeln, Verarbeiten und Verteilen von Verkehrsinformationen können wir besser als andere“, sagt Geppert.

Das schätzen weltweit 125 Kunden, die Geppert in vier große Gruppen einteilt. Das sind Rundfunksender weltweit, das ist die Polizei in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Zur dritten Kundengruppe zählen Geppert und Will kommerzielle Service-Provider, die gegen Gebühr Informationen höherer Qualität verbreiten. Dazu gehören auch die Anbieter digitaler Karten und Navigationsgerätehersteller wie NAVTEQ, TomTom und Garmin. Zusammengearbeitet wird mit BMW und Audi. Sonstige Behörden und Ämter fasst Geppert zu einer vierten Gruppe zusammen. Dazu zählt er Straßenbaubehörden, Verkehrsministerien und auch Verkehrsrechenzentralen.

Die aktuelle Version der Software, die nunmehr vierte TIC Generation, kann gegenüber ihren Vorgängern mehr als nur Verkehrsinformationen verarbeiten. Der Schwerpunkt bleibt zwar der Verkehr, aber mit ihm indirekt verbundene Daten, beispielsweise aus Umwelt- oder medizinischen Bereichen könnten mit Hilfe von TIC zunehmend verarbeitet werden. „Damit sollen neue Anwendungsfelder und Märkte erschlossen werden“, blickt Geppert voraus. „Wir bewegen uns immer mehr auf dem Verkehrsmanagement-Markt.“ Dafür sorgen inzwischen 25 GEWI Mitarbeiter. Ihre Zahl hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt.
Zwölf davon beschäftigen sich ausschließlich mit der Weiterentwicklung der Software. Auch der Umsatz hat sich mit 2,5 Millionen Euro nach Angaben von Finanzchef Will in dieser Zeit verdoppelt. Drei bis viermal jährlich stellen sich die TIC Väter auf internationalen Branchenmessen vor. In diesem Jahr reisen sie im April nach Malaysia, im Mai in die USA. Wie im vergangenen Jahr in Orlando nehmen sie im Dezember am ITS Weltkongress für intelligente Verkehrssysteme, diesmal in Wien, teil.

Kontakt:
GEWI Europe Gmbh & Co. KG
Hagen Geppert
Solbadstraße 2
06406 Bernburg
Tel.: +49 3471 640 511
E-Mail: hagen.geppert@gewi.com
Web: www.gewi.com

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